Was gibt’s Neues?
Wie jeden September hat Apple auch dieses Jahr wieder die Wahreit™ in Aluminium und Glas verkündet. Wenig überraschend trägt die Modellpalette dieses Jahr den Namen “iPhone 13”, wahlweise mit den Zusätzen “Mini”, “Pro” oder “Pro Max”. Äußerlich gleichen sie dem iPhone 12 aus dem Vorjahr fast wie ein Ei dem anderen, zumindest abgesehen von anderen Farben. Aber das soll jetzt keine Rolle spielen.
Hat sich denn wirklich nichts geändert?
Naja, doch schon. Und in meinen Augen genug, um ein Upgrade von 11Pro auf ein 13Pro zu rechtfertigen. Und genau diesen Vergleich möchte ich hier nun weiter ausbreiten, ohne zu sehr auf das letztjährige 12er iPhone einzugehen.
Neues Kamerasystem
Genau wie das 11er hat das 13er in der Pro-Ausführung wieder drei Kameras. Wieder eine Normalbrennweite, ein Weitwinkel und ein Tele. Wesentlich ändert hat sich aber die Technik dahinter. So sind nun alle drei Kameras durch einen beweglich aufgeängten Sensor stabilisiert und unterstützen alle drei den Nachtmodus. Der wird auch dadurch noch einmal mächtiger, dass die Sensoren größer geworden sind und damit mehr Licht auf jeden einzelnen Pixel scheint. Im Resultat gibt das Bilder mit hübscheren Farben, besserem Kontrast und weniger Rauschen. Zu allem Überfluss beherrscht das iPhone den Nachtmodus jetzt auch noch beim Videos aufnehmen. Es ist aber zu erwarten, dass der Nachtmodus bei Videos deutlich weniger mächtig ist als beim Fotografieren.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass ein beweglich aufgehängter Sensor wirklich ein ordentlicher Fortschritt bei der Stabilisierung ist. Das machen mittlerweile auch alle Hersteller großer Kameras.
Außerdem hat Apple was an den Linsen geändert. Gerade die Weitwinkel-Linse an dem 11Pro war ja nicht so besonders berühmt. Jetzt ist sie nicht nur schärfer geworden, sondern kann auch im Makro-Modus besonders nahe Objekte gut und scharf abbilden.
Was die Kamera außerdem dazugelernt hat, sind Hochkontrast-Videos. Das läuft bei den iPhones unter dem Namen “Dolby Vision”, ist im Endeffekt aber ähnlich zu dem, was es anderswo als “HDR” zu kaufen gibt.
Ganz neu, ist dass das 13er iPhone Videos im ProRes-Format aufnehmen kann. Interessant ist das aber tatsächlich nur für den Fall, in dem man seine Videos nachträglich durch aufwendige Bearbeitung am Computer ziehen möchte. Also für dich eher nicht. Außerdem nimmt ProRes sehr sehr viel mehr Speicherplatz in Anspruch. Deswegen sollte man es keinesfalls “einfach so” verwenden.
Ebenfalls neu “an der Kamera” ist der Cinematic Mode. Dabei handelt es sich um einen speziellen Modus für die Videoaufnahme. Im vorletzten Satz ist das mit der Kamera in Anführungszeichen gesetzt, weil die Neuerung tatsächlich nicht in der Kamera steckt, sondern in der Software. Der Cinematic Mode versieht das Bild nämlich mittels Software mit selektiver Unschärfe, die an Kinokameras mit großformatigen Sensoren erinnern soll. Dabei versucht das iPhone zu erkennen, wohin genau die Aufmerksamkeit des Zuschauers mit dem virtuellen Fokus gelegt werden soll. Naturgemäß hat “gerechnete Unschärfe” gewisse Einschränkungen gegenüber phyischer unschärfe wie sie mit einer entsprechend großformatigen Kamera zu erreichen ist. Ob diese gerechnete Unschärfe nun gut aussieht oder nicht, da gehen die Meinungen weit auseinander. Im Zweifel: Einfach mal ausprobieren.
LIDAR
Wenn man sich das Kamerasystem so ansieht, so wird man ein kleines kreisrundes scheinbar schwarzes Fenster finden. Dahinter steckt nichts geringeres als ein LIDAR-Sensor. Das ist quasi ein Bildgebendes Radar, nur eben mit Licht statt Radiowellen.
Dem iPhone ist es damit möglich, räumlich abzutasten was vor ihm liegt. Resultat davon ist ein besser und zuverlässiger sitzender Fokus bei Fotos und eine wirklich sehr genau funktionierende Maßband-App.
Hier ein Beispielscreenshot aus einer App die mit LIDAR arbeitet. Darin wurde das Kamerabild mit den Räumlichen Daten aus dem LIDAR-Sensor überlagert. Das weiße Gitternetzmuster ist die Räumliche Abtastung.
Akku
Wenn man sich so ein neues Handy bestellt, dann hat das auch einen firschen Akku, der selbstverständlich besser ist als der Akku aus dem alten Telefon. Das 13er Pro-iPhone hat aber als Neugerät nicht nur einen fabrikfrischen Akku, sondern er hat auch noch 20% mehr Kapazität als der des 11Pro.
MagSafe
Die Kabellose Laderei (Qi-Charging, “Qi” spricht man hier “Tschi”) ist ja wirklich keine Neuheit mehr, auch nicht bei Apple. Apple hat davon aber eine eigene Geschmacksrichtung entwickelt, die ein paar Besonderheiten mitbringt. So haben die iPhones der Generation 12 oder neuer auf der Rückseite einige Magneten verbaut, wo ein “MagSafe”-Ladegerät magnetisch andocken kann. Das lädt dann mit bis zu 20 Watt. Die Magneten taugen aber auch, wenn man gerade nicht laden möchte. So gibt es Hüllen und anderes Zubehör, das man magnetisch an die iPhone-Rückseite andocken kann. Welches Zubehör davon praktsich ist und wie sinnvoll der Einsatz wirklich ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich persönlich habe mir einen MagSafe-Ladepuck an der Wand befestigt, sodass ich mein iPhone jetzt magnetisch neben meinem Bett zum Laden an die Wand pappen kann. Das ist allemale sehr praktisch.
Achtung Verwechslungsgefahr: Die magnetischen Stromstecker, die man an die MacBooks der Generation bis 2015 anschließt haben dummerweise genau den selben namen und heißen auch MagSafe oder MagSafe2. Es handelt sich aber bei dem MagSafe für’s iPhone und für den Mac um Grundverschiedene Sachen!
5G
5G ist die Zukunft - jaja. Das hört man schon seit geraumer Zeit. Spätestens nachdem nun aber die großen Mobilfunkprovider angefangen haben, ihre 3G-Netz rückzubauen, sollte man schauen, dass man nicht nur das bestehende 4G (und 2G, das werden wir wohl nie los, taugt aber nicht für Internetverbindung) nutzen kann, sondern auch für 5G gewappnet ist. Wenn man “5G” in der Statuszeile von seinem Handy sieht, heißt das zwar noch nicht unbedingt dass man in einer reinen 5G-Funkzelle hängt, es heißt aber dass der Mobilfunkanbieter einen hier schon mit geringer Latenz und besserer Datenrate versorgen kann.
Fazit
Insgesamt ist das 2021er iPhone-Lineup eher eine gemächliche Evolution denn eine Revolution. Gegenüber dem Vorjahresmodell sind allerlei Details verbessert worden, die in Summe aber trotzdem kein wirkliches Argument für einen Upgrade von einem letztjährigen iPhone sind. Gegen das mittlerweile zwei Jahre alte iPhone 11 wiegt die Summe der Verbesserungen schon deutlicher. Mit Sicherheit ist ein iPhone 11Pro immer noch ein sehr gutes Handy. Wer aber Spaß am Fotografieren hat – gerade bei wenig Licht – der wird sich mit dem 13er einen gefallen tun und eine Freude machen.